http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_cognitive_biases
In der intelligenten Bewertung komplexer Sachverhalte und in der optimierenden Steuerung von Unternehmensprozessen benötigt der Softwareagent cognitive Strategien, die denen des Menschen ebenbürtig oder gar überlegen sind. Dabei gilt es zu untersuchen, inwieweit die menschliche Cognition Nachteilen unterliegt, die durch geschickte Softwarestrategien vermieden werden können:
Der Denken in der westlichen, industrialisierten Hemisphäre folgt einer mechanistischen, kausal-analytischen Weltanschauung, die auf den Ideen und mathematischen Theorien von Isaac Newton und René Descartes basiert. Die Materie gilt als Grundlage alles Seins und die materielle Welt als eine Vielzahl separater Objekte, die zu einer riesigen Maschine zusammengefügt sind. Komplexe Phänomene werden dadurch verstanden, dass man sie auf ihre einzelnen Bausteine reduzieren kann, ein Vorgehen, das man als Reduktionismus bezeichnet. Dieses Zurückgreifen wird einer wissenschaftlichen Methode gleichgesetzt.
Bereits im 20. Jahrhundert stieß dieses mechanistische Weltbild an deutliche Grenzen, und die Physiker begannen damit, vom Modell der großen Maschinen abzugehen und die Welt als harmonisches Ganzes, als ein Netz harmonischer Beziehungen zu verstehen.
Das menschliche Denken ist in einem hohen Maße dominiert von vordefinierten Mustern und dem immer währenden Bestreben, neu hinzukommende Daten in die bereits existierenden Mustervorgaben einzuordnen. Gerade dieser Umstand ist mit Nachteilen verbunden, da der menschliche Verstand dazu neigt, stets auf definierte, altbekannte Denkmuster einzuschwenken, wenn ein entsprechender Informationsinhalt angeboten wird.
Sobald sich der menschliche Verstand mit einem Sachverhalt konfrontiert sieht, setzt der Mechanismus des Kategorisierens ein mit dem Bestreben, den Vorgang in irgendeiner Weise einzuordnen. Sobald eine Einordenbarkeit durchführbar erscheint, wird diese in die Wege geleitet. Es entstehen auf diese Weise Muster. Kommt ein Informationsinhalt hinzu, der nicht in eines der vorgegebenen Muster paßt, wird häufig nicht das Muster in Frage gestellt, sondern der Informationsinhalt. Der menschliche Verstand manipuliert den Informationsinhalt solange, bis er mehr oder weniger gut in ein definiertes Muster passt.
In diesem Sinne bedient sich der menschliche Verstand auch unzulässiger Methoden, die die gesamte Systematik nicht nur verstärken, sondern auch noch in die Absurdität treiben. Muster bilden Musterketten, indem Sachverhalte auf Dauer als untrennbar miteinander kombiniert werden. Im System des menschlichen Verstandes gibt es nichts, was derartige Mustersequenzen wirksam bekämpfen oder gar unterbrechen könnte.
Der menschliche Verstand arbeitet sprunghaft und denkt in Extremen. Die Übergänge im Rahmen der Entscheidungsfindung erfolgen beim Verstand nicht in Nuancen, sondern in viel zu groben Schritten, vielfach beeinflußt von Faktoren aus dem Gefühlsleben des Betreffenden. Gerade die Sprunghaftigkeit ist ein Nachteil menschlichen Denkens, indem abrupt zwischen mehreren Denkmustern gewechselt wird. Der Mensch verwendet in der Regel zuwenig Mühe darauf, die Übergänge zwischen den Begriffsmustern ausreichend exakt zu untersuchen. Durch Zeitdruck und auch Nachlässigkeit wird deshalb häufig ein falsches Muster gewählt und damit aus den angebotenen Informationen nicht der optimale Nutzen gezogen.
Die Reihenfolge des Eintreffens der Informationen bestimmt das menschliche Denken. Die Informationen werden meist in der Reihenfolge ihres Eintreffens zu Mustern angeordnet, wodurch die verfügbaren Informationen wiederum nicht optimal ausgenutzt werden können. Der menschliche Verstand ist darüberhinaus abhängig von Aufmerksamkeit. Um sich einem definierten Sachverhalt zuwenden zu können, muß sich der Verstand auf die entsprechende Situation einstellen. Ohne eine entsprechende Zuwendung ist Denken nicht möglich.
Ziel der Zuwendung von Aufmerksamkeit ist es, Erinnerungen zu aktivieren und damit gleichsam eine Memorierungsebene zu schaffen, innerhalb derer die aktuellen Daten und Aussagen bewertet und eingeordnet werden können. Durch die Notwendigkeit der Aufmerksamkeit bleibt jedoch das Spektrum dessen, was der Mensch cognitiv verarbeiten kann, stets limitiert. Die Aufmerksamkeit des Menschen unterliegt außerdem häufig weniger der willentlichen Zuwendung als vielmehr zufälligen Gegebenheiten, was durch Schlüsselwörter verstärkt werden kann.
Der menschliche Verstand muß seine Memorierungsebene einschränken, um überhaupt für einen speziellen Teilbereich aufmerksam werden zu können. Er funktioniert nur, wenn er nicht auf sämtliche Erinnerungswerte auf einmal zugreift, was angesichts der großen Datenmengen ohnehin nicht durchführbar wäre. Je stärker der Mensch seine Aufmerksamkeit auf einen Sachverhalt konzentriert, desto größer wird für ihn die Gefahr, daß er sich zu intensiv auf bereits definierte Muster einengt und den Blick für zusätzliche Perspektiven verliert.
Auch werden nur solche Wahrnehmungen und Gedankengänge akzeptiert, die logisch und sinnergebend sind. Unsinnig erscheinende Zusammenhänge werden von vornherein verworfen, auch wenn diese a priori unsinnig erscheinenden Zusammenhänge zu einem späteren Zeitpunkt sehr wohl einen logischen Sinn ergeben, quasi im Sinne einer a posteriori-Logik. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von sogenannten Paradoxa. Gerade diese Paradoxa sind es, die der menschlichen Wahrnehmung den innovativ-kreativen Anstoß geben, um aus einer vermeintlich unlogischen Betrachtungsweise heraus den letztlich richtigen und auch logischen Schluß zu ziehen. Damit entstehen neue Lösungsansätze, wie sie nach herkömmlicher linearer Denkweise nicht zustande kämen.
Innovative Lösungen ergeben sich somit häufig in Folge zunächst nicht-logischer Betrachtungen von Sachverhalten. Die Logik eines gefundenen Lösungsansatzes erweist sich dabei erst im Nachhinein. Eindrucksvoll kommt diese Situation auch bei Datamining-Systemen zum Ausdruck, die als Folge mathematischer Verteilungen Datenmuster generieren, bei denen zwar sehr klar die repräsentierten Häufigkeiten zum Ausdruck kommen, keinesfalls aber die inhatlichen Beweggründe für das jeweilige Zustandekommen.
„Während die Assoziation von Zahnbürsten und Zahncreme sofort nachvollziehbar ist, erstaunen die Zusammenhänge mit Duschgel und Haarshampoo, die ein typisches Paradoxon offenbaren: Nachvollziehbare Effekte werden enttäuscht als Trivialität zur Kenntnis genommen, überraschende Effekte vernachlässigt, weil der dahinterliegende Zusammenhang verborgen bleibt. Ziel ist, den die technische Analyse zunächst vorgelagerten, dann begleitenden Denkprozess so zu unterstützen, dass die Formulierung der Fragestellung, die Thesenbildung, Verifikation und Falsifikation rationalen Prinzipien folgt und transparent mit den Analyseergebnissen dokumentiert wird. Zudem soll auch ein, notwendigerweise kreativer, Prozess angestoßen werden, in dem der Anwender aus ausgetrampelten Denkpfaden ausbricht und zu neuen Fragestellungen und letztlich Gestaltungsmöglichkeiten findet.“(Dr. Nicolas Bissantz, Prof. Hannig, Stand und Weiterentwicklung softwaregestützter Datenanalyse im betriebswirtschaftlichen Umfeld, 2001)
Das System wird abgetastet, bis ein Mißstand gefunden wird. Dieser wird beseitigt, dann der nächste Mißstand gesucht (Reparaturdienstverhalten). Wie bei einem Anfänger im Schachspiel geschieht die Planung ohne große Linie, sondern bleibt ein fortlaufendes Stückwerk ohne eine übergeordnete Gesamtkonzeption.
Große Datenmengen werden gesammelt, die zwar enorme Listen ergeben, jedoch kaum Beziehungen aufzeigen. Dadurch sind sie in keine Ordnung zu bringen, und die Dynamik des Systems, v.a. in der zeitlichen Dimension, bleibt unerkannt. Dieses Phänomen findet sich in der Informationstechnologie heutzutage in ganz besonderem Maße, wo auf Grund technischer Möglichkeiten Daten in einer schon nicht mehr nachvollziehbaren Menge gesammelt werden. Jedoch die inhaltliche Dimension bleibt in den meisten Fällen im Verborgenen.
Man versteift sich auf einen Schwerpunkt, der richtig erkannt wurde. Hierdurch bleiben jedoch gravierende Konsequenzen in anderen Bereichen unbeachtet. Es gilt das Prinzip: „Druck erzeugt Gegendruck“. Es gibt keine Änderung an einer Stelle im System, ohne unter Umständen an einer anderen Stelle zu entsprechenden Reaktionen zu führen.
In eindimensionalem Denken gefangen, geht man bei der Suche nach geeigneten Maßnahmen zur Systemverbesserung sehr „zielstrebig“, d.h. geradlinig und ohne Verzweigungen vor. Nebenwirkungen werden nicht in ausreichender Weise berücksichtigt.
Häufig wird zunächst sehr zögernd vorgegangen. Wenn sich dann im System nichts tut, greift man kräftig ein, um bei der ersten unbeabsichtigten Rückwirkung wieder komplett zu bremsen. Die Übersteuerung ist eine logische Folge des heute üblichen Verhaltens, ohne ausreichende Vorstellung über die zu erreichenden Ziele in der Zukunft die Strategie der Gegenwart zu gestalten.
Die Macht, das System verändern zu dürfen, und der Glaube, es durchschaut zu haben, führen zu einem diktatatorischen Verhalten, das jedoch für komplexe Systeme völlig ungeeignet ist. Für diese ist ein sanftes, anschmiegsames Verhalten, welches sich mit dem Strom schwimmend verändert, am wirkungsvollsten. Die Regeln, nach denen ein System sich zu verhalten hat, dürfen nicht kategorisch von außen aufgezwungen werden, sondern müssen sich im Lauf der Zeit vom System aus selbst ergeben. In diesem Sinne haben wir dann ein sich selbst steuerndes und selbst regulierendes System.